Das war die LEARNTEC 2016 – zwischen Bildungsdepression und -euphorie

Drei Tage LEARNTEC liegen hinter mir. Zeit für ein kleines Ré­su­mé. Tatsächlich war kein Tag wie der andere. Es begann mit einem bescheidenen Tag 1. Darauf folgte Euphorie am Tag 2. Und es endete mit einem interessanten Tag 3.

Warum lohnt sich die LEARNTEC für mich?

Trotz aller folgenden Kritik, bleibt die LEARNTEC für mich weiterhin besuchenswert. In Deutschland gibt es leider keine wirklichen Alternativen in Sachen eLearning. Auf der LEARNTEC treffe ich immer alte Bekannte und kann mindestens genauso viele neue Kontakte knüpfen – allein für den Austausch und das Netzwerken lohnt sich die Reise nach Karlsruhe. Und auch wenn ich in diesem Jahr zum Teil unzufrieden mit den Rednern und Inhalten bin, so nehme ich dennoch eine Vielzahl neuer Erkenntnisse, Ideen und Impulse aus einer handvoll großartiger Kongressbeiträge mit.

Dank Professorin Linda Breitlauch von der Universität Trier habe ein ein klareres und vor allem positiveres Verständnis von Gamifikation und Serious Games erhalten.

Thomas Jenewein von SAP ermöglichte mir einen interessanten Einblick in den digitalisierten Alltag einer Führungskraft – wichtiger Input für zukünftige Führungskräftetrainings.

Und Thomas Pilz von sicher-im-Inter.net verdeutlichte anschaulich die Unterschiede von SCORM und xAPI.

Kongressbeitrag von M. Süß und M. Kretschmer auf der LEARNTEC

Volles Haus bei unserem Vortrag „The KPMG Way: von einer dezentralen WBT-Produktion zu einer zentralen internen eLearning-Agentur“

Und nicht zu vergessen mein persönliches Highlight: mein erster eigener Kongressbeitrag zusammen mit Lieblingskollegin. Diese aufregenden 45 min haben viel Spaß gemacht und ich bin stolz und sehr zufrieden in so viele interessierte Gesichter geschaut und den Zuhörern konkreten praktischen Input mitgegeben zu haben. Das wir mit unserem Beitrag einen Nerv getroffen haben, bewiesen die vielen Gespräche, die sich im Nachgang an unseren Vortrag anschlossen. Und noch am nächsten Tag sprachen uns viele Teilnehmer an, um den Austausch zur Frage „eLearning intern oder extern produzieren?“ zu suchen.

Was stört mich  an der LEARNTEC?

Doch wie heißt es so schön. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und auch bei der LEARNTEC gibt es Optimierungsbedarf. Da wären die altbekannten Herausforderungen aus den Vorjahren, die leider noch nicht gelöst wurden:

  • langsames WLAN, nur 30 Minuten je Tag kostenfrei und ansonsten völlig überteuert

  • keine bzw. abgeschaltete Steckdosen so dass die eigenen mobilen Endgeräte regelmäßig an ihre Kapazitätsgrenzen stießen
  • überteuertes Essen an Theken, die mit dem Ansturm zur Mittagszeit überfordert waren
  • Platzmangel bis hin zum Einlassstop bei einigen Vorträgen

Geärgert habe ich mich dieses Jahr jedoch weniger über organisatorische als vielmehr über inhaltliche Punkte:

  • Schlechte Redner, die mehr um die Vergangenheit trauern als Lust auf neue digitale Möglichkeiten zu machen. Es fehlten Persönlichkeiten wie Jane Hart und Gunter Dueck aus dem Vorjahr, die innovativ und begeisternd Lust auf zukünftige Entwicklungen machen.

  • Schlechte bzw. keine Folien
    Scheinbar sind weiße Folien mit ein wenig Text und schlechten Bildern – Stichwort Windows-Männchen und Bilder aus den 80ern – der neue Trend.

  • Phrasen statt konkreter Input
    Vielleicht bin ich schon einen Schritt weiter oder zu modern oder repräsentiere nicht den typischen HRler. Schade eigentlich. Für mich steht jedoch fest: Ich bin enttäuscht von Vorträgen, die mit „Learning in the Sky“ angekündigt werden und dann die Geschichte des e-Lernens von 18xx bis heute vorstellen. Ich bin es leid, Sätze wie „Die Lernkultur im Unternehmen muss sich ändern.“ oder „Die Lösung sind individualisierte Lernpfade für jeden Mitarbeiter.“ zu hören. Was mich und andere Teilnehmer interessiert sind Antworten auf das Wie. Wie gehen andere Unternehmen die Herausforderungen in der betrieblichen Weiterbildung im Kontext eLearning an? Mich persönlich interessieren weniger theoretische Herleitungen zu altbekannten Thesen. Ich bin Praktiker. Mich interessieren Lösungen, Umsetzungen und konkrete Erfahrungen und Ergebnisse. Viele Gespräche mit anderen Teilnehmern zeigten mir, dass ich damit nicht allein bin.

Fazit

Für jeden, der in Deutschland im Bereich eLearning arbeitet, lohnt sich ein Besuch der LEARNTEC. Es gibt keine Veranstaltung, bei der die führenden Anbieter von eLearning-Lösungen und Anwender aus Schule, Hochschule und Unternehmen komprimiert aufeinander treffen. Organisatorische und technische Problemchen sind lösbar, z.B. durch den Ausbau der technischen Infrastruktur und der Initialisierung einer Art Qualitätskontrolle im Vorfeld des Kongresses.

 

P.S.: Frei verfügbare Vortragsmaterialien

Wie im jeden Jahr veröffentlichen einige Redner ihre Beitragsfolien. So hat jeder Interessierte die Möglichkeit, darauf zuzugreifen.

 

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